Sonntag, 7. Oktober 2018

Innere Antreiber: Erfolgsmodelle aus unserer Kindheit!

„Geld verdirbt den Charakter!“

„Aufgeben gibt es nicht, aufgeben kann man einen Brief!“

„Ein Indianer kennt keinen Schmerz!“

„Ohne Fleiß, keinen Preis!“

„Beiß die Zähne zusammen!“

„Zeit ist Geld!“

„Von nichts kommt nichts!“

Jeder von uns hat es im Kopf, dieses kleine Männchen das die Peitsche schwingt. Das uns ein schlechtes Gewissen einzureden versucht und uns antreibt, häufig bis zur Selbstüberforderung. Innere Antreiber sind stressverschärfende Gedanken, mit denen wir uns selbst unter Druck setzen.

Herzlich willkommen in der Welt von mehr Wirksamkeit und weniger Stress. Herzlich willkommen in der Welt von Michael Holub. Sie hören einen Podcast zum Thema „Die inneren Antreiber“.



Wie so vieles sind auch die inneren Antreiber in unserer Kindheit entstanden. Sie sind ein Erfolgsmodell. Das klingt jetzt überraschend aber es ist tatsächlich so.
Wenn unsere Eltern zu uns gesagt haben „Mach schnell!“, zum Beispiel beim Aufbruch in den Kindergarten, und dann haben wir es endlich einmal zusammengebracht wirklich schnell zu sein und dann hat uns die Mami gelobt. Später ist es ein zweites und ein drittes Mal passiert, dann haben wir das für uns abgespeichert: Wenn ich mich beeile, dann werde ich gelobt. Wenn ich es allen recht mache, dann sind meine Eltern zufrieden.
Das ist an sich nichts Schlechtes, diese Antreiber, sie helfen uns den ganzen Tag. Sie haben uns dort hingeführt wo wir heute sind.
Aber, und das ist das große ABER, manchmal werden diese Antreiber zur Belastung. Wenn sie sich sozusagen verselbstständigen. Wenn der Antreiber an sich schon der Wert wird. Also nicht das Ergebnis, dass ich rasch fertig werde, sondern „Mach schnell!“ und „Mach noch schneller!“ und wenn ich es dann noch schneller gemacht habe, ist es noch immer nicht schnell genug.

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Der „Sei perfekt“-Antreiber ist an sich ein Lieblingsantreiber. 

Er wird unheimlich gerne bei Vorstellungsgesprächen verwendet. Wenn die Frage lautet „Sagen Sie uns ein oder zwei Schwächen die Sie haben.“ dann wird von Kandidatinnen und Kandidaten sehr gerne genannt „Ja, mein Perfektionismus macht mir schon zu schaffen.“. Weil das ist ein positiv besetzter Antreiber. Aber jene die wirklich darunter leiden, die Probleme haben auch nach fünfmaligem Durchlesen das Email endlich abzuschicken und es lieber noch eine Zeit lang in der Out-Box liegen lassen und erst am nächsten Tag die Korrekturlesung noch mal von vorne zu beginnen, die wissen dass es eigentlich ein ganz anderes Thema ist. Wenn sich dieser Antreiber verselbstständigt hat, dann quält er wirklich bis aufs Blut.

Und was gibt es für ein Gegenmittel? 

Nun das Gegenmittel hat Pareto schon gefunden: 80/20 – mit 20 Prozent des Einsatzes erzielen wir 80 Prozent der Wirkung. Es muss nicht alles perfekt sein, mit gewissen Grenzen natürlich. Also ich würde mich lieber von einem Chirurgen operieren lassen, der nicht nach dem Pareto-Prinzip arbeitet. Sondern lieber in Richtung hundertprozentigem Perfektionismus geht. Aber im Büroalltag, im Kundengespräch, im Lieferantengespräch, bei Vertragsverhandlungen geht es fast nie um hundertprozentigem Perfektionismus. Weil es fast immer um einen Kompromiss, um ein Zusammenkommen geht. Der „Sei perfekt“-Antreiber ist selbst in Verhandlungen, wenn auf den letzten Beistrich noch nachverhandelt wird, nicht sehr förderlich.

„Sei stark! Beiß die Zähne zusammen! Zeige keine Gefühle!“

Menschen die diesem Antreiber verfallen sind wirken zumeist sehr distanziert, sehr kühl, manchmal auch von oben herab. Und was können diese Menschen, als Erlauber sozusagen, sich selbst erlauben? „Ja, du darfst Gefühle zeigen, du darfst dir Hilfe holen, du darfst die Hilfe sogar annehmen!“. Das ist kein Zeichen von Schwäche, das ist ein Zeichen von Stärke. Und diese Stärke wird von den Anderen dann auch bewundert.

Der nächste Antreiber: „Streng dich an!“. 

Hier geht es darum, dass nur das wertvoll ist, was wir im Schweiße unseres Angesichts erwirtschaftet haben. Für diese Menschen ist ein Lottogewinn überhaupt kein Segen, weil es ist ganz ohne Anstrengung geschehen. Das war dann nur mehr Glück. Es muss kämpfend erarbeitet werden, es darf nicht in den Schoß fallen, es muss schwer gewesen sein. Man muss auch die Bürde spüren und den Anderen auch mitteilen können.

Welche Erlauber könnten wir diesen Menschen mitgeben? 

Nun die Leichtigkeit des Tuns, Arbeit darf auch Spaß machen. Das ist überhaupt ein Grundsatz den wir viel mehr im beruflichen Umfeld vielleicht etablieren sollten. Nicht zu sehr „Streng dich an!“ sondern „Hab Spaß daran!“. Weil dann wird das Ergebnis der Arbeit noch besser werden, wenn wir statt Anstrengung Spaß haben.

„Mach es allen recht!“ – ein Antreiber wo wir erkennen, dass es nichts Angeborenes ist, sondern Erziehung ist. 

Nicht nur Erziehung der Eltern sondern Erziehung der gesamten Gesellschaft. Erziehung von allen Lehrern bis hin zu Vorgesetzten, Erwartungshaltungen die dann erfüllt werden. „Sei liebenswürdig und nett!“, „Zieh dich adrett an!“, „Ein Mädchen hat ein Röckchen an!“ – das war jetzt grob übertrieben aber Sie merken schon in welche Richtung es geht. Das geht dann weiter, wenn man sich YouTube-Videos anschaut, wo junge Frauen präsentieren wie schlank sie sind. „Mach es allen recht!“. Das gleiche Bild wird dann in der Werbung noch einmal gezeigt: „Mach es allen recht! So musst du aussehen, wenn du es allen recht machen möchtest!“. Ein sehr, sehr brutaler Antreiber eigentlich. Was ist der Erlauber dazu? „Ich darf meine Bedürfnisse und meine Meinungen ernst nehmen!“, „Ich darf es mir selbst recht machen!“.

Kommen wir zu guter Letzt, zum fünften Antreiber: „Mach schnell!“, „Beeil dich!“. 

Mit diesem Antreiber ist das Leben eine Ansammlung von Notfällen und Katastrophen. Alles wird im Feuerwehr-Programm, im Notprogramm abgewickelt. Es gibt kein Ende. „Mach schnell!“ hat keine endgültige Position. Das ist nicht wie die Geschwindigkeitsbeschränkung auf der Autobahn. Ob es jetzt 130 oder 140 ist, ist vollkommen egal, es gibt eine Grenze. Die gibt es bei „Mach schnell!“ nicht. Habe ich es heute schnell gemacht, muss ich morgen probieren es noch schneller zu machen. Wo liegt hier der Erlauber? Was können wir diesen Menschen mitgeben? „In der Ruhe liegt die Kraft!“, „Du kannst dir auch Zeit lassen!“ oder das schöne „Carpe Diem!“ – nütze den Tag, genieße den Tag.

Die inneren Antreiber sind, wie ich bereits erwähnt habe, ein Erfolgsmodell. 

Also dürfen wir sie nicht verdammen oder schlecht machen. Wir brauchen sie ja auch. Und schauen wir einmal die Stärken der inneren Antreiber ein bisschen genauer an.

  • Als Erstes „Sei perfekt!“. Nun den „Sei perfekt!“-Antreiber, den sehen wir sehr, sehr gerne. Wir haben hier sehr sorgfältige Menschen, die auch die Nachkommastelle bei Soll-Haben-Ungleichheit finden werden. Die auch ein Röntgenbild ganz genau anschauen und den leichten Schatten an der Lunge vielleicht um zwei Jahre früher sehen. Sie haben Sorge ums Detail, gern gesehene Menschen.
  • Der „Sei stark!“-Antreiber, er fordert den Menschen heraus, zu außerordentlichen Leistungen. Also nicht nur zu großen Leistungen sondern wirklich zu außerordentlichen Leistungen. Wo jeder andere sagen würde „Ach das fange ich doch gar nicht an!“. Dort beginnt für diese Menschen mit dem „Sei stark!“-Antreiber erst die richtig spannende Welt. Und das Entscheidende ist, die bleiben auch wirklich dran. Die sagen nicht nur, die machen wirklich.
  • Der „Streng dich an!“-Antreiber – diese Menschen finden es besonders spannend schwierige Lösungswege zu suchen. Die müssen natürlich nicht schnell gehen, das ist ja nicht deren Antreiber, aber sie verbeißen sich in ein Problem. In ein vielleicht mathematisches Problem, in ein naturwissenschaftliches Problem. Wir kennen doch alle schon Geschichten von Naturwissenschaftlern die über Jahre, manchmal Jahrzehnte, forschen, bevor sie den Durchbruch schaffen. Sogar Edison, der Erfinder der Glühlampe, hat viele andere Dinge auch erfunden, hatte an die 2000 Fehlversuche. Das ist schon sehr anstrengend. Jeder Andere hätte wahrscheinlich aufgegeben, hätte gesagt „Das wird nichts mehr, es gibt keine Glühlampen.“. Mittlerweile wissen wir es gab Glühlampen, jetzt gibt es LED-Lichter. Also „Streng dich an!“, die nehmen große Herausforderungen an und führen sie auch zu Ende.
  • „Mach es allen recht!“, ein sehr, sehr schwieriger Antreiber, der aber dem Menschen auch sehr viel zurückgibt. Diese Menschen sind nämlich äußerst beliebt. Sie haben sehr gute Beziehungen zu anderen Menschen. Sie verstehen es auf andere Menschen einzugehen weil sie machen es allen Menschen recht. Wenn jemand der diesem Antreiber nur sanft verfallen ist ein Fest gibt – die perfekte Gastgeberin, sie kümmert sich um jeden Gast persönlich, dass es ihm gut geht. Da geht es nicht darum, dass das Fest abgewickelt wird, sondern auf diesem schönen Fest geht es jedem einzelnen Gast hervorragend gut - „Mach es allen recht!“.
  • „Mach schnell, beeil dich!“ – diesen Antreiber sieht man wahrscheinlich ziemlich gerne bei Vorgesetzten und Chefs, wenn man eine Entscheidung braucht. Kaum ist man bei der Türe drinnen ist man schon mit der Entscheidung wieder draußen. Da wird nicht lang gefackelt, das ist effizientes Arbeiten, so kommt man weiter.

Sie merken schon, die Antreiber haben alle eine sehr positive Seite. Deshalb ist es ja auch wichtig, und ich glaube sinnvoll, die eigenen Antreiber zu kennen und dann für sich selbst zu entscheiden: Passt das für mich? Oder möchte ich etwas verändern?

Ich habe diese Episode mit einigen Sprüchen, die wir zum Großteil aus unserer Kindheit kennen, begonnen. Ich möchte jetzt zur Ehrenrettung dieser Sprüche einen nachsenden, der genau das Gegenmodell zu einem Antreiber auch sehr schön dokumentiert:

„Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.“. Also, „Mach es allen recht!“ – diesen Antreiber kann man mit diesem, wahrscheinlich bei vielen Zuhörerinnen und Zuhörern aus der Kindheit bekanntem Zitat, „Allen Menschen recht getan, ist eine Kunst, die niemand kann.“ Einhalt gebieten. 

In diesem Sinne, eine schöne Zeit und bis zum nächsten Mal.



Michael Holub
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