Mittwoch, 17. Oktober 2018

Bitte nicht mitmachen!

Sie lieben Krimis? Oder Thriller? Ja, ich auch! Und sie gehen immer nach demselben Schema. Zuerst ist der Auftritt eines Bösewichts, ein übler Bursche, der einem Opfer das Leben zur Hölle macht. Damit ihn das Publikum so richtig hassen kann, lässt der Autor des Krimis das Opfer auch etwas leiden. Dann kommt der Auftritt des Helden. Er rettet das Opfer, tötet den Schurken und manchmal stirbt er dabei selbst. Er opfert sich selbst also auch noch auf. Und das Ganze nennt man dann ein Drama.

Und was hast das mit dem Berufsleben zu tun? Das wird ja wohl nicht in einer Firma stattfinden. Nun zwischenmenschliche Beziehungen laufen nach demselben Schema ab.

Und damit herzlich willkommen in der Welt von mehr Wirksamkeit und weniger Stress. Willkommen in der Welt von Michael Holub. Sie hören einen Podcast zum Thema „Das Dramadreieck“. Ein wirklich spannendes Thema.




Das Dramadreieck besteht aus drei Rollen. Wir haben auf der einen Seite Täter, Opfer und wir haben auf der anderen Seiten den oder die Retter. Diese drei Rollen sind nicht zwangsläufig mit drei Personen besetzt. Eine Eigenschaft des Dramadreiecks ist, fast so wie ein Teufelstanz, dass die Rollen sehr, sehr schnell in der Dynamik des Dramadreiecks wechseln. Das heißt aus einem Täter wird ein Opfer, aus einem Ofer ein Retter, ein Retter wird zum Täter und so weiter und so fort.
Es beginnt zu meist mit einer klaren Positionierung, das heißt eher Täter-,  oder eher Opfer-, oder eher Retter-lastig. Das heißt „Du hast diesen Termin wieder komplett verbockt!“ wäre eine typische Täter-lastige Einstiegssituation. Woraufhin das Gegenüber, der Gesprächspartner als Opfer dann sich rechtfertigen wird. Es funktioniert natürlich auch von der anderen Seite: „Warum muss ich immer am Wochenende Dienst machen, kann das nicht einmal jemand anderer tun?“. Nun wird das Gegenüber eher Täter-lastig zu antworten versuchen. Beiden gemeinsam ist, sie sind voll in der Emotionalität verhaftet, sie sind also auf dem „Kindheits-ICH“ um auch diesen Begriff wieder zu verwenden.

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Was ist so die Grundpositionierung der drei Rollen? 

Der Täter hat eine sehr einfache Positionierung, er sagt „Ich habe recht!“. 

Und dem entsprechend, eher sehr kraftvoll, marschiert er auch durch die Diskussion, durch den Konflikt, durch das Streitgespräch und versucht seine Position durchzusetzen. Was möchte er erzielen? Was möchte er bekommen? Was ist der Gegenwert den er bekommt, als Täter? Er bekommt Macht, das ist die treibende Kraft.

Das Opfer auf der anderen Seite sagt „Ich bin unschuldig!“. 

Und hier ist ein Opfer gemeint das nicht wirklich Hilfe braucht sondern sich nur als Opfer darstellt. Also nicht jemand der gerettet werden muss weil er sich den Fuß gebrochen hat, oder weil er vom Auto angefahren wurde, sondern jemand der sagt „Ich kann nichts dafür. Kann da nichts machen. Bin arm und auf jeden Fall unschuldig und nicht Beteiligter des Prozesses.“ Was bekommt oder was versucht das Opfer zu bekommen? Das Opfer versucht Liebe zu bekommen.

Dann gibt es den Dritten im Bunde, den Retter. 

Der Retter sagt auf jeden Fall von sich: „ Ich bin der Gute, ich helfe ja! Wer sollte gegen jemanden der helfen möchte etwas einzuwenden haben?“ Und was bekommt der Retter? Was ist sein Begehr? Er möchte Anerkennung haben, Anerkennung für seine Leistung.
Und dieses Dramadreieck bleibt in seiner Dynamik immer sehr schön am Leben weil es erstens einmal durch Emotionen geführt wird und zum Zweiten die Rollen untereinander sehr rasch wechseln.
Das Leben wäre natürlich einfacher würden wir das Dramadreieck nicht verwenden, denn das Dramadreieck hat eine sehr unangenehme Eigenschaft. Wir merken gar nicht, dass wir drinnen sind.
Weil wir, gemäß unserer Rolle, immer von unserer Überzeugung ausgehen.
  • Jeder Täter sagt „Ich habe recht!“ und „Ich versuche ja nur mein Recht durchzusetzen!“. 
  • Jedes Opfer sagt „Ich bin unschuldig! Ich habe gar nichts gemacht!“ 
  • Und jeder Retter sagt „Ich bin der Gute, ich helfe doch!“. und jeder tut das Beste, nach der Methode „Gut gemeint ist nicht gut gemacht.“.
Und wenn wir im Dramadreieck drinnen sitzen, dann merken wir nicht, dass wir im Dramadreieck sind. Außer wir haben schon Erfahrung und wenn wir Erfahrung haben dann ist es sehr sinnvoll, dass jeder der Beteiligten, vielleicht sogar Außenstehende, das Dramadreieck kennen und erkennen.
Weil dann kann man einen Separator setzen, so nennt man das in der Fachsprache. Ein Separator setzten ist sozusagen eine Barriere aufbauen.

Was ist ein Separator? 

Ein Separator kann ein Lachen sein, oder ein Satz sein. „Sind wir wieder im Teufelstanz?“ dann weiß jeder „Hoppla, da sind jetzt Worte offensichtlich gefallen die den anderen vermuten lassen, dass wir im Dramadreieck sind - jetzt muss ich aufpassen.“ Weil wir wissen wir kommen selbst nicht mehr hinaus.

Und wer ist zuständig, dass ein Dramadreieck sich immer schneller bewegt? 

Gibt es einen wirklich schuldigen? Ja und das ist immer derselbe. Sie wissen es wahrscheinlich schon, das ist man immer selbst. Weil wir sind die Einzigen die etwas ändern können. Wir können unsere Rolle verlassen. Wenn wir Kraft genug haben, wenn wir genügend Optionen, Handlungsalternativen haben, dann können wir die Rolle verlassen.
  • Wir können also als Täter situativ anders reagieren. 
  • Wir können uns als Opfer ein eigenes Selbstbewusstsein erarbeiten, auch in Konflikte hinein zu gehen versuchen. 
  • Wir können als Retter einmal schweigen und uns zurück nehmen oder eher als Coach auftreten und sagen: Ich biete Hilfe zur Selbsthilfe an und nicht bereits die fertige Lösung. 
Wir selbst sind es die maßgeblich, zumindest zu einem Drittel daran beteiligt sind, dass das Dramadreieck nicht beschleunigt sondern vielleicht sogar abgebremst wird.

Wenn uns das nicht gelingt, ein kleiner Tipp, dann gehen sie physisch aus dem Dramadreieck raus.

Das sollte gelingen. Physisch heißt in diesem Fall einen Satz sagen, so in die Richtung „Lassen wir dieses Thema für später.“. Das ist noch kein provozierender Satz und dann körpersprachlich sich wirklich zurück nehmen oder wenn alle Stricke reißen, die Eskalationsstufe schon so hoch ist, wirklich den Ort des Geschehens zu verlassen.

Die meisten Menschen haben eine bevorzugte Rolle, das ist ihre Lieblingsrolle.

Entweder steigen wir eher Opfer-lastig, Täter-lastig  oder Retter-lastig ein. Wir suchen uns sozusagen wo könnten wir Hilfestellung geben, egal ob sie gefragt ist oder nicht, wo könnten wir unsere Position, unsere Machtposition, ausleben in dem wir beweisen, dass wir Recht haben. Und wo könnten wir als Magnet fungieren, wo wir den Täter locken um dann das Opfer zu spielen.
Was wir uns überlegen können, um das zusammen im Team, in der Firma aber auch im Privatleben bitte, das gilt genauso im Privatleben, im Verein, im Fußballverein, bei den Lions, bei der Blasmusik, genauso wie im täglichen Umgang. Denken Sie daran, wenn sie von einem Polizisten aufgehalten werden.
Wer ist dort Täter, wer ist Opfer und so weiter. Es wäre leichter wenn wir unsere Handlungsoptionen erweitern könnten. Wie gelingt es mir persönlich, das ist immer die Fragestellung, weniger angreifend, weniger verteidigend oder weniger rettend tätig zu sein. Denn am besten starten wir bei uns selbst. Das ist ja letztendlich die einzige Person die wir verändern können. Und wenn sich eine Person im Dramadreieck verändert, dann wird das Dramadreieck sehr viel an Kraft verlieren.

Das Dramadreieck ist ja nicht auf Einzelpersonen oder kleine Gruppierungen begrenzt. 

Es können sogar ganze Staaten daran teilnehmen. Erinnern wir uns an George W. Bush und an seine Irak-Strategie. Als erste ist George W. Bush als Retter aufgetreten. Um das irakische Volk, das Opfer, vom bösen Saddam Hussein, das ist der Täter, zu retten.
Eine typische Konstellation, das Opfer hat nicht gebeten, wollte nicht gerettet werden. Ein Retter - „Ich bin der Gute.“ - tritt immer ungefragt auf. Aufständische Volksgruppen haben dieses gut gemeinte Unterfangen dann hintergangen. Sie wurden zu Tätern und damit kann Bush weiterhin als Retter sich rechtfertigen, weil die Grundabsicht war ja gut, und sich darüber hinaus noch als Opfer stilisieren. Als Opfer anderer Staaten und natürlich als Opfer der bösen Medien.
Sie sehen, das Dramadreieck ist mannigfaltig einsetzbar und man muss zugeben, die Politik gehört zu den wenigen Aspekten wo das Dramadreieck, zumindest ins seiner Dynamik, aktiv ausgenutzt wird.
Ansonsten stolpern wir meist hinein und müssen aktiv suchen um wiederum rauszukommen.

Schauen wir uns vielleicht einmal einen Klassiker aus dem Familienalbum an, also Papa, Mama, Sohn.

  • Die Mutter, sehr erwartungsfroh: „Schau mal mein Sohn, ich habe dir ein Hemd aus der Stadt mitgebracht!“.
  • Sohn, gelangweilt: „Wie oft soll ich dir noch sagen, dass ich keine Hemden mag!“.
  • Vater, sehr bemüht: „Ich wäre froh gewesen wenn ich damals von meiner Mutter so ein schönes Hemd bekommen hätte!“.
  • Sohn, schnippisch: „Dann nimm es doch.“.
  • Vater, leicht ärgerlich: „Solange du dein Smartphone an mein WLAN hängst, redest du nicht so mit deinen Eltern!“. (Sie kennen das, früher hat es anders geheißen: „Solange du deine Füße unter meinen Tisch stellst, ...“ - ja mit dem Smartphone und WLAN ist es anders geworden.)
  • Der Sohn, Treppe nach oben schlurfend: „Wer solche Eltern hat braucht keine Feinde!“.
  • Mutter, nachdem der Sohn außer Hörweite ist: „Musst du immer so mit ihm reden, könnt ihr euch nicht einmal vernünftig miteinander unterhalten?“.
  • Vater, verständnislos: „Aber ich wollte dir ja nur helfen!“.
  • Mutter dreht sich wortlos weg und bringt dem Sohn das Essen auf sein Zimmer und sagt zu ihm: „Du musst ihn verstehen, wenn du seine Eltern gekannt hättest …“.
  • Und das Dramadreieck wird morgen am Küchentisch fortgesetzt.

Viel Vergnügen bei den eigenen Erkenntnissen zum Dramadreieck und die große Bitte, versuchen Sie auszusteigen, versuchen Sie der oder diejenige zu sein die sagt „Ich erkenne es und mache nicht mit.“ weder bei den Kleinen, noch bei den Großen. Und damit eine schöne Zeit, ganz ohne Drama und ohne Dreieck.






Michael Holub
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1 Comment
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Bitte nicht mitmachen - das sagt sich leicht, stimmt aber!
Gruß Piccardo

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