Dienstag, 17. März 2020

Resilienz


Resilienz ist die Fähigkeit, Krisen gut zu meistern.

Kennen Sie das auch, Sie erhalten ein E-Mail oder vielleicht einen Anruf und Sie ärgern sich über den Inhalt. Sie sind richtig erbost darüber und kommen gar nicht zur Ruhe. Eine innere Aufwallung macht sich breit, Sie können sich auf nichts Anderes mehr konzentrieren, als auf das eben Gelesene oder Gehörte. Und worüber ärgern Sie sich? Im ersten Moment natürlich über den Inhalt. Im zweiten Moment vielleicht über die Frechheit die dahintersteckt, Ihnen so etwas zu sagen oder zu schreiben. In späterer Folge, zumindest mir geht es oftmals so, beginne ich mich darüber zu ärgern, dass ich mich überhaupt ärgere. Aus meiner Sicht, nach einigem Nachdenken, vollkommen sinnlos ist.



Resilienz ist ein etwas spröder Begriff.

Resilienz ist ein etwas spröder Begriff, weil wir dieses Wort in unseren alltäglichen Sprachgebrauch eigentlich überhaupt nicht verwenden. Deshalb ist die Begriffsdefinition nicht sehr leicht. Hier gibt es eine sehr große Bandbreite. Es ist ein bisschen Widerstandskraft natürlich dabei, in Krisensituationen eben diese zu bewältigen. Es hat aber auch etwas mit Souveränität zu tun. Ein souveräner Umgang mit Problemen und vielleicht auch Schicksalsschlägen. Es hat aber auch mit Veränderungskraft zu tun. Wie schnell boxen wir uns aus einer unangenehmen Situation wieder heraus, wie schnell kommen wir wieder ins Handeln. Also eine sehr umfangreiche Gemengelage.


Vielleicht lässt sich der Begriff Resilienz ganz einfach anhand der sieben Faktoren erklären, an denen er festgemacht werden kann.

Der erste Faktor ist Optimismus.

Nun da wird dem Einen oder der Anderen schon ein bisschen mulmig werden, weil es gibt diese Berufsoptimisten die in jedem Problem eine Chance sehen. Die überall das Positive sehen und mit einem Dauergrinsen durch die Welt gehen - das ist damit nicht gemeint. Es ist der Zweckoptimismus gemeint. Das heißt zu sagen: „Grundsätzlich leben wir hier in Österreich in einer tollen Welt.“. Das heißt nicht, dass es keine Probleme gibt, aber im Großen und Ganzen können wir uns glücklich schätzen, wie wir unser Leben führen können. Das Glas das wir vor uns finden ist zumindest halbvoll, ganz im Gegensatz zu jenen Menschen die sich darauf konzentrieren zu erkennen, dass das selbe Glas auch halb leer ist. Diese Form des Optimismus ist gemeint.

Die zweite Säule der Resilienz ist Akzeptanz.

Das heißt wir müssen, sollten, die Dinge akzeptieren wie sie sind – sie sind. Vielleicht nicht einmal gut oder schlecht. „Es regnet.“ das ist wertneutral und kommt ganz darauf an was ich vorhabe. Wenn ich einen Ausflug machen möchte mit den Kindern, dann ist Regen im ersten Moment vielleicht nicht hilfreich. Wenn ich hingegen das Gemüsebeet neu angelegt habe, dann erspare ich mir das Giesen. Ich akzeptiere, dass es ist. Ich muss akzeptieren, dass ich zum Beispiel einen Job den ich angestrebt habe nie erreichen werde, da ich die Ausbildung hierfür nicht habe und diese Ausbildung auch jenseits meiner Möglichkeiten ist. Wenn ich vielleicht den Wunsch hatte, dass die eigenen Kinder studieren und jetzt Sohn oder Tochter – ohne jemanden zu nahe zu treten zu wollen und unter Anführungszeichen – „nur“ eine Lehre machen. Dann muss ich das einmal akzeptieren und muss zur Kenntnis nehmen: Es ist. Nicht gleich in die Bewertung hineingehen und dann vielleicht mit Pessimismus noch eine Schaufel nachzulegen.

Wichtig ist der lösungsorientierte Ansatz

Denn erst wenn ich es akzeptiert habe, dann kann ich aus einem Problem, aus einer Situation für die ich vielleicht gar nichts kann, eine Lösung finden.
Ein Tornado ist über das Hausdach gefegt und hat es zum Teil abgedeckt. Da kann ich nichts dafür, aber es nützt mir nichts wenn ich mich allzu lange damit beschäftige, dass das schlecht war. Natürlich war es nicht positiv, aber ich muss ins Handeln kommen. Ich muss eine Lösung finden und muss lösungsorientiert agieren, weil wenn ich zu sehr steckenbleibe bin ich so wie Vorgesetzte es manchmal gerne oder notgedrungen machen. Es geschieht ein Fehler und was wird dann häufig aktiv vorangetrieben? Leider oftmals die Suche nach einem Schuldigen.
Die andere Alternative ist – und das ist die bessere Alternative – auch bei Problemen, Fehlern oder vielleicht sogar schwerwiegenden Fehlern nach Lösungen zu suchen. Wenn es dann gelingt mit demjenigen der den Fehler verursacht hat eine Lösung aufzubauen, dann ist allen geholfen bis hin, dass zukünftig frühzeitig über allfällig drohende Fehler vielleicht gesprochen wird.
Also der lösungsorientierte Ansatz ist die dritte Säule der Resilienz.

Die Opferrolle vermeiden.

Die vierte Säule ist eine die wir hier in Österreich und ganz besonders in Wien lernen müssen. Wir sind kein Opfer, weder in der Geschichte, noch in unserem täglichen Leben und selbst wenn wir tatsächlich aus unserer Wahrnehmung Opfer sind, dann hilft es uns nicht weiter. Wir müssen diese Rolle des Opfers möglichst zügig verlassen. Das gilt für alle, auch alle Schicksalsschläge die uns ereilen. Wenn wir in der Opferrolle verharren, dann wird hier nichts besser und erst wenn wir die Opferrolle verlassen haben können wir die fünfte Säule anstreben.

Die fünfte Säule ist Verantwortung übernehmen.

Das ist auch ein sehr schwieriges Kapitel. Hilft bereits beim lösungsorientierten Ansatz. Wenn jemand Verantwortung übernimmt, kann er Lösungen suchen. Wenn jemand die Opferrolle verlässt, kann er Lösungen suchen, aber wo habe ich meine Verantwortung wenn ein LKW mein Auto auf dem Parkplatz, der ordnungsgemäß benutzt wurde, zerstört hat. Nun vielleicht besitzen Sie auch eine Garage und Sie waren an diesem Abend nur zu bequem das Auto in die Garage zu stellen.
Nun werden Sie sagen, dass ist aber weit hergeholt, aber es hilft. Es hilft mit Souveränität umzugehen. Ich hätte und werde zukünftig anders handeln und eines sei auch gesagt: Menschen lieben, vor allem Führungskräfte, Menschen die Verantwortung übernehmen. Manchmal auch an Ecken wo man sagen würde, dass das nicht seine unmittelbare Verantwortung wäre. Trotzdem übernimmt er/sie als Führungskraft Verantwortung. Das für mich beste Beispiel ist: eine Führungskraft hat die Verantwortung für die Fehler der eigenen Mitarbeiter zu übernehmen. Das ist natürlich faszinierend. Wenn man sich diesen Gedanken weiter hingibt, dann ist das eigentlich eine Form von Führungskraft die sich jeder wünscht. Wenn jemand vor der Mannschaft steht und sagt „Wir haben hier einen Fehler gemacht und ich als Führungskraft übernehme die Verantwortung für mein Team.“. Eine solche Führungskraft wird es leicht haben ein Netzwerk zu bilden und damit die sechste Säule der Resilienz aufzubauen.

Ein Netzwerk, das trägt.

Ein Netzwerk das, wenn man stolpert und wenn man stürzt, einen auffängt. Jedes Thema, jedes Problem, jede Schwierigkeit, sogar jeder Schicksalsschlag wird leichter – er wird nicht leicht, aber leichter – wenn wir mit anderen Menschen darüber reden können. Wenn wir in den Dialog treten können. Wenn wir etwas aussprechen, verliert es an Schärfe, verliert es an Schicksalshaftigkeit und schon alleine das Vorhandensein eines tragfähigen Netzwerkes hilft uns zu mehr Resilienz. Denn wir wissen, dass wir Leute haben auf die wir uns verlassen können. Das Netzwerk ist tragfähig.

Zukunft aktiv planen.

Wenn wir dann in den Dialog treten erleben wir die Leichtigkeit, die ein Problem dann bekommen wird und erst dann werden wir die Möglichkeit wieder finden die Zukunft zu planen. Die Zukunft zu planen auf Basis des lösungsorientierten Ansatzes, nachdem wir die Opferrolle verlassen haben. Auf der neuen Basis eine neue Zukunft aufzubauen. Wir haben unseren Job verloren, vielleicht ohne dass wir Schuld hatten, unsere Position wurde ausgelagert. Wir müssen unsere Zukunft auf einer neuen Basis aufbauen. Je rascher, mit Gelassenheit, mit Widerstandskraft, aber auch mit dem notwendigen Gespür für Veränderung, können wir diese Zukunft aufbauen und damit dem Schicksal ein Schnippchen schlagen.

Das waren jetzt die sieben Stufen zur Resilienz.

Ich glaube es ist gar nicht so schwer, zumindest aus meiner Welt heraus. Viele werden sich die Frage stellen, ob man Resilienz lernen kann. Ja natürlich, ich gebe immer den Tipp: nehmen Sie die sieben Faktoren, die sieben Säulen und beginnen Sie bei jenem Beitrag wo Sie schon sehr gut sind. Also wenn Sie, angenommen, im lösungsorientierten Ansatz schon sehr gut unterwegs sind, weil Sie es beruflich sehr häufig brauchen und es auch privat anwenden, dann arbeiten Sie weiter daran. Es ist nämlich immer schöner, erfolgversprechender und letztendlich auch zielführender an den eigenen Stärken zu arbeiten.

http://www.holub.or.at/toolbox/28a-resilienz-mehr-wirksamkeit-und-weniger-stress-michael-holub.htm

So arbeiten Sie sich durch. 

Was Ihnen ein bisschen schwerer fällt kommt als nächstes und so weiter. Als letztes kommt jener Punkt wo Sie sagen: „Das ist für mich wirklich schwierig über diesen Schatten zu springen.“.

Jene Menschen, die das Glück hatte in Familien aufzuwachsen wo einige dieser Punkte bereits gelebt wurden, haben natürlich einen Vorsprung.
Wenn in einer Familie permanent Schuldige gesucht wurden und in einer anderen Familie Lösungen gesucht wurde, dann haben Kinder das natürlich gelernt und werden ihr eigenes Verhalten ins Berufsleben und in das eigene familiäre Privatleben mitnehmen.
 Das heißt allerdings nicht – Stichwort Opferrolle – dass Sie sagen können, dass Sie es nicht lernen können da es in Ihrer Familie nicht gelebt wurde. Es liegt schon an Ihnen, die Opferrolle zu verlassen ist eine der sieben Faktoren.

In diesem Sinne, beginnen Sie. 

Der erste Schritt ist gar nicht so schwer und Sie steigern einfach die Wahrscheinlichkeit. Resilienz-Training ist nicht etwas was einem eine Garantie gibt. Auch wenn Sie alle sieben Faktoren gut beherrschen kann es passieren, dass dann plötzlich – das kann auch nur eine Kleinigkeit sein – Sie etwas aus der Bahn wirft.
Aber selbst dann ist die Wahrscheinlichkeit, dass Sie wieder auf Ihre Spur zurück finden deutlich größer, weil Sie Werkzeuge und Methoden zur Hand haben und diese sieben Punkte chronologisch durcharbeiten können. Sie können sich die Frage stellen, wo Sie falsch abgebogen sind.

Alles Gute, ich kann jetzt nicht sagen viel Vergnügen, aber wenn es notwendig ist viel Erfolg bei der Umsetzung Ihres souveränen Umgangs mit Themen und sogar kritischen Situationen. Bis zum nächsten Mal Ihr Michael Holub.





Michael Holub
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